Dieser eine Schmerz 

... verlassen worden zu sein.
 

 

 

 

Selbst wenn sich Pflegekinder in ihren annehmenden Familien gut eingelebt haben, Liebe und Geborgenheit erfahren, so leiden sie, meist im Unbewussten, unter dem tiefen Schmerz, von den leiblichen Eltern getrennt worden zu sein. Dieser begleitet sie oftmals ein Leben lang. 

 

Sie erleben innere Ablehnung, fühlen sich zurückgewiesen und tragen nicht selten ein inneres NEIN in sich. Überzeugungen „nicht gut genug zu sein“, „wertlos zu sein“ oder „Liebe und Freude nicht verdient zu haben“ rühren aus dieser Verletzung heraus. Auch empfinden sie Schuld und Scham, die in Fragen münden wie „Was habe ich falsch gemacht?“, „Bin ich selbst Schuld daran, dass ich weggegeben wurde?“, "Was stimmt nicht mit mir?" 

 

Kinder können diese Bewusstheit über die falschen Stimmen im Kopf altersbedingt noch nicht entwickeln, Jugendliche und Erwachsene finden mit Unterstützung viel eher Zugang. Nicht allen, aber fast allen ist gleich, dass sich die Verletzung als traumatische Erfahrung im Unterbewusstsein abgespeichert hat. Die Gefühle sind somit nicht immer greifbar und für Bezugspersonen nicht immer sichtbar, doch sie sind da, oftmals vergraben oder versteckt hinter explosivem Verhalten.

 

Die Bewältigung dieser erschütternden Erfahrung mitsamt all seinen Facetten bedeutet damit nicht selten einen lebenslangen Prozess der Aufarbeitung. Im Idealfall bekommt der Schmerz frühzeitig einen Platz im Leben des Kindes und darf betrauert werden. 

Mögliche Auswirkungen
 

Bindungsschwierigkeiten

Nähe und Distanz sind manchmal schwierig zu vereinbaren. Einerseits ist der Wunsch nach Nähe und Verbindung da, kann jedoch auf der anderen Seite nicht ausgehalten werden. In diesem Fall blockiert die frühe Trennungserfahrung eine Bindung, die zu intensiv werden könnte. Ein Notfallschutzprogramm läuft an, damit gesichert ist, dass sich diese Erfahrung nicht noch einmal wiederholt. Die Betroffenen befinden sich somit nicht selten in einem inneren Zwiespalt von Autonomie und Bindungsbedürfnis. Das Ausmaß unterscheidet sich je nach Schwere der früh erlebten Ohnmachts- und Trennungserfahrungen. 

 

 

Impulsiv-aggressives  Verhalten

Ein Pflegekind hat es schwer, sich in das eigene Leben und seinen Alltag hinein entspannen zu können. Es sieht oftmals alles durch eine Warnbrille hindurch, die prüft, ob gerade alles in Ordnung ist oder ob sich Gefahr anbahnt. Trifft ein Erlebnis auf die unbewusste Einordnung als potentielle Bedrohungssituation, reagiert das Pflegekind nach einem der Grundmuster Kampf, Flucht, Erstarren oder Dissoziation (Abspaltung). Als sozial und familiär unzuträglich ist dabei maßgeblich das Kampfverhalten im Ausdruck plötzlicher Aggression und impulsivem Verhalten. Dafür reichen oftmals "kleine" Dinge wie Kritik oder Tadel und die Alarmreaktion des Körpers springt an.

 

 

 

Fehlendes Urvertrauen/Vertrauen

Kam es bereits schon in den ersten Lebensmonaten zur Trennung von den leiblichen Eltern, konnte die Erfahrung des Sich-Verlassens und Fallenlassens nicht verlässlich erlebt und verankert werden. Damit ist das Urvertrauen nicht oder nur mangelhaft ausgebildet. Der fehlende Halt intensiviert für gewöhnlich das Erleben aller im Leben auftretenden Herausforderungen und Probleme. Ein kleiner Windstoß reicht meist aus, um das System zum Wackeln zu bringen. Alles scheint einfach schwer zu sein. Auch das Maß an Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen und Vertrauen zu schenken, ist davon betroffen. Erfolgte die Trennung in späteren Kindesjahren, konnte vielleicht Urvertrauen gelingen, doch der Bruch im Vertrauen zu den damaligen Bezugspersonen sitzt tief. Bindungsschwierigkeiten und Misstrauen sind schwerwiegende Folgen.

 

 

 

Allgemein emotionale Schwierigkeiten

"Was fühlst du?", "Fühlst du gerade?" "Wie fühlt sich Liebe an?" sind Fragen, die ausdrücken, wie schwer der eigene Zugang zu sich selbst fallen mag. Wurden im traumatischen Kontext Gefühle abgespalten, dissoziiert, passiert das auch meistens in schwierigen, nach dem inneren Alarmsystem bedrohlich eingestuften Situationen. Gefühle werden verdrängt, abgespalten und nicht gefühlt. Sich wie weggetreten oder tot zu fühlen oder scheintrügerisch stabil zu wirken, sind nicht untypisch ablaufende Reaktionen auf eine, wie damals, nicht anpassungsfähige Situation. Manchmal fallen dabei auch schöne Gefühle mit in den Topf und sind nicht zugänglich und fühlbar. Die inneren Überzeugungen und Glaubenssätze wie z.B. "nichts wert oder liebenswert zu sein" blockieren außerdem die Gefühle sich selbst als auch anderen gegenüber. Durch die Identifikation mit dem Gefühl des erlebten Zustands ist eine Rückeroberung der emotionalen Kontrolle besonders schwer. 

 

 

 

Abhängigkeitsdilemma 

"Was wäre ich nur ohne meine Pflegemutter?" Das scheint auf den ersten Blick Ausdruck von Dankbarkeit und Freundlichkeit zu sein. So ehrenwert und fein eine ausgedrückte Dankbarkeit gegenüber einem anderen Menschen auch ist, ist doch wie immer das rechte Maß entscheidend. Verpflichtet sich das Pflegekind zu übertriebener Dankbarkeit gegenüber seiner Pflegemutter oder der Pflegefamilie, kann dadurch ein ungutes Abhängigkeitsverhältnis entstehen. Die Angst vor erneuter Trennung spielt dabei eine maßgebliche Rolle, wodurch sich die Beziehung zur Bezugsperson nicht frei und sicher gebunden entwickeln kann. Die Ausbildung einer eigenständigen Identität wird manchmal ebenfalls davon beeinträchtigt. Erlaubt sich das Pflegekind nicht so zu sein wie es ist, aus Angst wieder "weg" zu kommen, und erwartet es von sich ein Höchstmaß an tadellosem Verhalten, kann das zu einer jahrelangen Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit führen.

 

 

 

Loyalitätskonflikt

In wenigen Fällen erhält die leibliche Mutter in Pflegefamilien einen fest installierten Platz im Leben des Pflegekindes. Dafür ist meist viel Offenheit, Aufarbeiten und Toleranz notwendig. Doch auch wenn sie nicht mehr Teil des aktiven Lebens sind oder auch noch nie waren, spielen die leiblichen Eltern, wenn auch oft unbewusst, eine Rolle im Leben des Pflegekindes. Die eigenen Wurzeln zu kennen oder eigene Verhaltens- oder Charakterzüge auf einen leiblichen Part zurückführen zu können, ist vielen Pflegekindern wichtig und trägt zur Identitätsfindung bei. Im besten Fall können die Pflegeeltern die leiblichen Eltern als einen naturgegebenen wichtigen Teil ihres Lebens anerkennen, was schließlich den Kindern die Erlaubnis gibt, es gleich zu tun und in die Annahme zu gehen. Somit wird verhindert, dass liebevolle Gefühle und Sehnsüchte des Kindes verleugnet werden. Es entsteht dann die Chance, dass beide Familien im Herzen des Kindes einen Platz bekommen und keine Not entsteht, emotional zwischen beiden wählen zu müssen. 

...und das war noch nicht alles

Verlustangst, Trauer, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Minderwert, Scham, Schuld, Unsicherheit, Misstrauen, ...
 
  • Du denkst, es hört nie auf.
  • Du denkst, niemand versteht dich.
  • Du denkst, es ist doch sowieso alles sinnlos.
  • Du denkst, du gehörst nicht dazu und wirst es nie tun.
  • Du denkst, alleine bist du besser dran.

 

  • Es hört nicht ganz auf, es wird leichter!
  • Glaub mir, ich verstehe dich sehr gut!
  • Da wartet ein wundervolles Leben auf dich!
  • Wir sind alle miteinander verbunden!
  • Erlaube dir, um Hilfe zu fragen!

 

Ich reiche dir meine Hand. 

Wie ich eine Unterstützung für dich sein kann, liest du hier:

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